27. Juni 2022

Neue Publikation der aej-Jugendstudie

Wie ist Islam- und Muslim*innenfeindlichkeit unter jungen Menschen in Deutschland ausgeprägt? Welche Bezüge lassen sich zu ihrer (christlichen) Religiösität und ihrem Verständnis von Religion herstellen und welche Rolle spielen dabei weitere alltagsrelevante Faktoren wie Kontakt zu Muslim*innen und politische Orientierung? Diesen Fragen ging die aej, Partner im Kompetenznetzwerk Islam- und Muslimfeindlichkeit, im Rahmen einer empirischen Studie nach. Zentrale Ergebnisse der Studie sind jetzt als Broschüre veröffentlicht. Diese stellten die Autor*innen Olga Janzen (aej), Onna Buchholt (aej) und Petra-Angela Ahrens (SI EKD) heute in einem digitalen Pressegespräch vor.

Die Studie ist eine repräsentative Befragung unter jungen Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren sowie eine Befragung von Gleichaltrigen, die in der Evangelischen Jugend aktiv sind.

Zentrale Ergebnisse der Studie:

  • Islam- und Muslim*innenfeindlichkeit ist unter jungen Menschen weniger stark ausgeprägt als im Durchschnitt der Bevölkerung. Bei jungen Menschen, die in der Evangelischen Jugend aktiv sind, sind Vorurteile nochmals geringer ausgeprägt, was zu einem großen Teil an der Stichprobenzusammensetzung liegen dürfte. Innerhalb der Altersspanne der 14- bis 29-Jährigen zeigt die repräsentative Befragung aber auch einen umgekehrten Alterseffekt: Die Ausprägungen steigen mit jüngerem Alter.
  • Religiosität spielt in Bezug auf Vorurteile gegenüber Muslim*innen eine ambivalente Rolle. Bestimmte Dimensionen von Religiosität gehen mit Vorurteilen einher, verlieren ihre Erklärungskraft jedoch bei der Berücksichtigung eines engen Religionsverständnisses. Letzteres hängt deutlich mit islam- und muslim*innenfeindlichen Einstellungen, aber auch mit anderen gruppenbezogenen Abwertungen zusammen. Ein inklusives Religionsverständnis geht hingegen mit weniger Vorurteilen einher.
  • Kontakt zu Menschen muslimischen Glaubens unter Freund*innen, bei Freizeitaktivitäten und in sozialen Medien steht Islam- und Muslim*innenfeindlichkeit entgegen. Insgesamt haben die meisten nichtmuslimischen jungen Menschen in verschiedenen Lebensbereichen Kontakt zu Muslim*innen. In Schule, Beruf und Nachbarschaft zeigt dieser jedoch keinen Effekt.
  • Befragte, die schon einmal in einer Moschee waren, haben etwas weniger Vorurteile. Dabei handelt es sich um immerhin 45 Prozent der nichtmuslimischen jungen Menschen in Deutschland. Bei den Befragten der aej sind es sogar 7 Prozent mehr. Der größte Anteil der Besuche ist aller Wahrscheinlichkeit nach auf organisierte Führungen zurückzuführen, die vor dem Hintergrund ihres Effekts eine wichtige Begegnungsplattform darstellen.
  • Politische Orientierungen hängen maßgeblich mit Vorurteilen zusammen. Das Gefühl der politischen Machtlosigkeit, die Zustimmung zu autoritären Aussagen und Verschwörungsmentalität gehen mit Vorurteilen einher. Demokratiezufriedenheit und eine Links-Orientierung auf einem Links-rechts-Kontinuum sowie das Bewusstsein über Diskriminierungserfahrungen und die Befürwortung von Engagement für eine vielfältige und offene Gesellschaft stehen Vorurteilen hingegen deutlich entgegen.

Die Broschüre ist digital als Download verfügbar und kann als Printversion bestellt werden: https://bit.ly/Broschuere_aej-Jugendstudie_Print

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